01.12.2023
Droht in den USA eine weitere Zinsanhebung?
Fed-Präsident Jerome Powell hat den Markterwartungen einer baldigen Leitzinssenkung eine Abfuhr erteilt. Vor Studierenden in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia betonte er am 1. Dezember, die Bereitschaft der US-Notenbank (Fed) die Geldpolitik bei Bedarf weiter zu straffen.
Powell bekräftige, dass die Entscheidung des FOMC-Ausschuss nicht im Vorfeld festgelegt wird, sondern anhand der aktuellen Konjunkturdaten die weiteren geldpolitischen Maßnahmen getroffen werden.
Im Prinzip sagte der Fed-Chef dasselbe, wie bereits in den vergangen Wochen. Offensichtlich will Jerome Powell die Zinssenkungs-Phantasien an den Aktienmärkten abbremsen. Die Fed, die in den letzten eindreiviertel Jahren einen sehr gut Job gemacht hat, indem sie die Inflation auf 3,2 Prozent reduzierte, wird sich kurz vor dem Ziel das soft landing der US-Wirtschaft nicht mehr nehmen lassen. Jede weitere Zinsanhebung könnte die US-Konjunktur in die Rezession drücken. Zudem erfordern die Daten keine weitere Anhebung der Fed Funds Rate.
Die Äußerungen von Jerome Powell waren wohl strategisch motiviert.
Von Stefan Wozabal
30.11.2023
EZB: Wann kommt die erste Zinssenkung?
Die Inflation im Euroraum ist im November, nach einer Erstschätzung der Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg, auf 2,4 Prozent gesunken. Somit hat sich die Teuerung dem anvisierten Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent angenähert.
Außerdem hat die Notenbank, bis jetzt, ihren Job gut ausgeführt. Vor einem Jahr lag die Teuerung in der Eurozone noch bei 10,1 Prozent. Die Konjunktur ist zwar mittlerweile massiv abgekühlt und in eine leichte Rezession gerutscht – das Thema Zinserhöhung im Euroraum ist jedoch nach den aktuellen Daten erledigt. Ein erstes Aufatmen am Aktienmarkt ist zu vernehmen.
Mehr noch – der Aktienmarkt beginnt die ersten Zinssenkungen für den Frühling 2024 einzupreisen. Dieser Zeitpunkt könnte jedoch verfrüht sein. Die von der EZB sehr beachtete Kerninflation – ohne Energie und Lebensmittel – lag im November nach einer Erstschätzung von Eurostat bei 3,6 Prozent. Zudem könnte es im Dezember bei der Teuerung durchaus wieder etwas nach oben gehen. Auch die stark gestiegenen Löhne können die Teuerung noch länger von dem 2 Prozent-Ziel fernhalten, als viele vermuten.
Fest steht, dass die EZB – wie auch die US-Notenbank (Fed) auf der anderen Seite des Atlantiks – durch die niedrigere Inflation einen relativ großen Spielraum für Zinssenkungen bekommt. Wenn die Notenbank den Einlagezins – jenen Zinssatz den die Geschäftsbanken bekommen, wenn sie Geld bei der EZB parken – über der Inflation hält, dann bleibt die Geldpolitik restriktiv – trotz Zinssenkung. Da die realen Leitzinsen im Plus liegen würden (Einlagezins minus Inflation).
Zur Zeit liegt der Einlagezins bei 4,00 Prozent. Im Verlauf des Jahres 2024 sollte die Inflation auf die 2 Prozent gesunken sein und die Kerninflation wird sich vermutlich diesem Zielwert angenähert haben. Die EZB kann die Zinsen senken und weiterhin eine restriktive Geldpolitik durchführen. Bis es soweit ist, wird jedoch noch etwas Zeit vergehen. Der Sommer 2024 ist ein heißer Zeitraum für die erste Zinssenkung im Euroraum.
Von Stefan Wozabal